Gut Gilveratherhof - 41516 Grevenbroich

Familie von Meer

Zur älteren Geschichte des Gilverather Hofes


"Die Keimzelle des Dorfes ist zweifellos der Gilverather Hof. Im Jahre 1275 gehörte er dem Ritter Arnold von Hochstaden; die ist die älteste urkundliche Nachricht über Gilverath. 1393 war er im Besitz Friedrichs, Vogt von der Neersen. Sein Bruder Heinrich und dessen gleichnamiger Sohn verkauften ihn 1421 an Graf Vinzenz von Moers und Saarwerden. Das war ein Notverkauf, und aus der darüber erhaltenen Urkunde erfahren wir einige Einzelheiten über Gilverath: Zum Hof gehörten

- neun >Hufen<, d.h. Bauernstellen,

- zweieinhalb Morgen Weingärten

- Benden, Broich, Fischereirechte, Pacht- und Zinseinkünfte und

- die >Kirchengift<. >Gift< bedeutete wie heute noch im Englischen >Gabe< und meinte hier das Verfügungsrecht über eine Kirche.

Diese Angaben zeigen uns einen Herrenhof, der über neun von ihm abhängige kleine Bauernhöfe gebot; man kann deshalb die Einwohnerzahl von Gilverath auf etwa 50-60 Personen schätzen."

"Die 1421 genannte Hofeskapelle wird nur klein gewesen sein; es handelte sich im Grunde um eine Hofeskapelle, die in erster Linie dem Hofherren und seinen Bediensteten diente und erst danach den Bauern. Darum lag sie wie auch ihre Nachfolgerin, ..., etwa dort, wo bis heute ein Steinkreuz ihren Standort bezeichnet."

"Noch um 1800 bestand das Dorf Gilverath aus einer einzigen Häuserzeile zwischen Fluss und dem höher gelegenen Ackerland. Eine Ausnahme machte und macht bis heute der Gilverather Hof, der auf der östlichen Seite der Erft liegt...."

"Wie Gilverath an die Reichsabtei Kornelimünster bei Aachen kam, ist nicht genau bekannt.....4. Vielleicht ist die Lösung aus dem märkischen Lehnsverband und damit die Befreiung zu vollgültigem Eigentum deshalb erfolgt, weil der Moerser Geld benötigte und einen zahlungskräftigen Käufer für das weit entfernte Gilverath suchte. Diesen fand er in der Abtei, so das der Übergang kurz nach 1466 anzunehmen ist...."

"....Daraus lässt sich schließen, dass die Gilverather Kapelle nach dem Erwerb durch die Abtei

- an der alten Stelle neu und größer erbaut wurde

- die neue Kirche auf den namen des Täufers geweiht wurde und

- vom Erzbischof zur Pfarrkirche erhoben wurde.

Im 18. Jahrhundert war St. Johannes Gilverath in schlechtem baulichen Zustand: 1762 drohte das Gewölbe des Chores einzustürzen...."

"Die zwischen den hier relativ steil abfallenden Lössböden und der Erft beengte Lage Gilveraths erlaubte zwar eine Landwirtschaft im Zusammenspiel von Ackerbau, Viehweide im Bend und Fischfang, bot aber kaum Platz für eine Ausdehnung der Siedlung.Denn von Südwesten her rodeten die Herren von Wevelinghoven, wodurch Tüschenbroich entstand, und die Einwohner von Kapellen."

"Schon die Urkunde von 1421 spricht von zweieinhalb Morgen >Wyngart<. Zweieinhalb kölnische Morgen entsprachen etwa 7500 m²....Die nach Südosten abfallenden Hänge boten wohl einigermaßen günstige Bedingungen; trotzdem wird der Gilverather Wein ein ziemlicher Säuerling gewesen sein...."

"Im Unterschied zu Kapellen hatte Gilverath eine rechtliche Sonderstellung: Der Besitz des Klosters war >immun< gegenüber der landesherrlichen Gewalt, die sich vor allem in der Strafgerichtsbarkeit äußerte. Diese durfte nicht in die Immunität eindringen....Politisch gehörte die Herrlichkeit Gilverath zur Grafschaft Hülchrath und innerhalb dieser zum Gräflichen Land, in dem die Herren und Grafen von Dyck Mitherren waren....Mit der französichen Herrschaft (1794-1814) kam das Ende der Reichsabtei Kornelimünster und ihrer Herrschaft Gilverath. Der Gilverather Hof wurde meistbietend versteigert und an ein Konsortium von >Armeelieferanten< verkauft. Er umfasste damals 78,71 ha Acker und Wiese. Der Hofverband löste sich auf, und die von ihm abhängigen Bauern erhielten ihre Höfe zu uneingeschränktem Eigentum..."


(Quelle: Kirchhoff, Hans Georg; Beiträge zur Geschichte der Stadt Grevenbroich Band 15, Kapellen (Erft); Grevenbroich: Müller, Druck, Satz und Repro, 2000, S. 17-23 )